Start: Ausstellung „MOTIVE – Kunst von Inhaftierten + Geschichte der Frauenkriminalität“

25. November 2023 (Sa)

– 25. November 2023 – 9. März 2024 –

Die Werke aus der Justizvollzugsanstalt für Frauen Vechta entstanden 2020-2023 im Atelier für künstlerische und kunsttherapeutische Intervention unter der Leitung von Teréz Fóthy. Ziel war es, die Schwierigkeiten der Frauen zu erkennen, sie anzuerkennen und ihnen durch das Malen einen Wandlungsprozess nachhaltig sichtbar und erfahrbar zu machen. Gefühle und Handlungen werden wahrgenommen und durch NEUES Verhalten und Erleben erweitert. Die Teilnehmerinnen erarbeiten sich ein stärkendes Selbstbewusstsein. Das künstlerische Gestalten löst die Teilnehmerinnen aus ihrem „Eingeengt-Sein“ in ihrer festgeschriebenen Rolle heraus und führt sie mit Hilfe alternativer Lösungsvorschläge zu neuen Erfahrungen und Ansichten. Bei den Arbeiten handelt es sich teilweise um die „Übermalung“ bzw. „Überschreibung“ des oftmals voyeuristischen Männerblicks auf die Rolle der Frau. Mit sehr persönlichen Neufassungen bekannter Gemälde wie Phryne vor den Richtern von J.L. Gérôme, Susanna im Bade von Corinth, „Frühstück im Grünen“ von Manet oder dem „Ursprung der Welt“ von Courbet sind neue Interpretationen aus Frauenperspektive entstanden. Mit dem Übermalen lösen sich die Malenden aus einengenden Verhaltensmustern und erarbeiten sich alternative Handlungsstrategien.

Im historischen Teil werden Einblicke in die Frauenkriminalität gezeigt. Ausgehend von der Frage, ob es frauentypische Delikte gibt, geht es darum, welches abweichende Verhalten zu welchen Zeiten vor Gericht kommt. Gewalt- und Eigentumsdelikte galten immer als Verbrechen, Sittlichkeitsdelikte lediglich in bestimmten Epochen. Wie kam es, dass Schicksale als ledige Mutter oder als Prostituierte kriminalisiert wurden? Frauen wurden in früheren Jahrhunderten nicht von der Justiz geschont. Kindsmörderinnen und Frauen, die als Männer auftraten und eine Frau heirateten, wurden in früheren Jahrhunderten zur Abschreckung hingerichtet. Später beschäftigte sich die Justiz verstärkt mit der Prävention, d.h. der Vermeidung von Verbrechen. Biologistische Argumente rund um die unzurechnungsfähige weibliche Psyche mochten Strafen mildern, stärkten aber ein Frauenbild, das auf weiblicher Schwäche basierte. Über Jahrhunderte kamen Ehrenstrafen am häufigsten vor. Frauengefängnisse wurden erst im Laufe des 19. Jahrhunderts errichtet. Dort sollten die verurteilten Frauen „gebessert“ werden, indem sie diszipliniertes Arbeiten lernten. Im modernen Strafvollzug ist die soziale Integration in ein straffreies gesellschaftliches Leben das oberste Ziel.

Im dritten Teil der Ausstellung präsentieren Künstlerinnen Installationen zu Kriminalität und Gefängnis. Beteiligt sind Daniela Flörsheim/Semra Sanliünal, Regina Hellwig-Schmid, Consuelo Méndez Burneo, Lucia Meurer, Neringa Naujokaite, Monika Ortmann, Beate Passow, Marianne Pitzen, Tina Schwichtenberg, Webellin. Dazu zeigen wir ausgewählte Positionen unserer Sammlung, kuratiert von Silke Dombrowsky, M.A. Curt Delander stellt Prominente Strafgefangene wie Vera Brühne vor.

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag 14 – 18 Uhr, Sonntag 11 -18 Uhr

Vernissage 25.11. | 14 Uhr | ohne Anmeldung

Eintrittspreise:
Erwachsene: 10 €, ermäßigt: 6 €, Gruppen ab 5 Personen: 6 €

Hier ist das Plakat: Ausstellung Motive Frauenmuseum (pdf-Datei, 158 KB)

Veranstalterin:
Frauenmuseum
in Kooperation mit Galerie AKKTIV der JVA für Frauen Vechta, www.jva-fuer-frauen.niedersachsen.de

Ansprechpartnerin:

Petra Peter-Friedrichs, Tel: 0228/ 691344, E-Mail:

petra.peter-friedrichs@frauenmuseum.de

Veranstaltungsort:
Frauenmuseum, Im Krausfeld 10, 53111 Bonn, Lageplan